"Wen haben wir denn da?", sagte er mit seiner dröhnenden Stimme," Besuch aus dem Saalachvalley. Geht ihr euren schmutzigen kleinen Geschäften jetzt nicht mehr nur in den Hollowways nach, nein? Glaubt ihr, ihr könnt euch jetzt auch noch die Southside von der Höll' vom Göll unter den Nagel reissen, wie? Aber da habt ihr euch getäuscht, ihr seid nicht die ersten, die geglaubt haben, sie könnten hier einfach so auftauchen und das Traumland abstauben. Seid ihr also auch auf meine kleine List mit dem harmlosen Routentopo hereingefallen, haha! Los, Hosen runter! Und Hände weg von den Camelots!", befahl Wally Haninger, der jetzt aufgehört hatte zu grinsen.
Noch nie hatte Monty Litigio bei einem seiner Coups die Hosen runtergelassen, und auch hier würde er es nicht so weit kommen lassen, obwohl die goldenen Bolts genau auf seine siebte Seillänge gerichtet waren. Wally Haninger mochte hart sein, aber Monty Litigio war noch viel härter! Langsam nahm er die rechte Hand runter und führte sie in Richtung der Gurtschnalle, dann aber, anstatt die Schnalle zu öffnen, ließ er schnell wie der Blitz einen RP aus dem Ärmel gleiten und schleuderte ihn auf Haninger. Der RP traf den Bullen, der mit diesem Überraschungsangriff nicht gerechnet hatte, am Bein, und Haninger ging augenblicklich zu Boden. Der Schuss, den er dabei auf Monty abfeuerte, traf zwar sein Ziel, verletzte Monty aber nur ganz leicht, alles in allem trug er nur einen Kratzer davon. Monty Litigio, der sich ebenfalls hingeworfen hatte, gelang es sogar, sich im Fallen noch das Traumland zu schnappen. Diesmal nutzte er die Dunkelheit zu seinem Vorteil und robbte hinüber zu Steve Littlebush, der immer noch stöhnend im Schmutz lag. Er packte ihn am Kragen und zog ihn mit sich in den dunklen Ausstieg aus dem menschenleeren Hinterhof der Bluntau-Street. Knapp über ihre Köpfe pfiffen die Dübel aus Wally Haningers Bolts, die der angeschlagene Bulle ihnen blindlings nachfeuerte."Ich krieg euch noch", brüllte er ihnen wütend nach," lasst euch hier bloß nicht mehr blicken!", während Monty Litigio und Steve Littlebush in rasender Abseilfahrt der Schußweite von Haningers goldenen Bolts entflohen und auf ihren Fahrrädern in der dunklen Nacht mit ihrer Beute, dem Traumland, verschwanden.
Anmerkungen des Verfassers: auch wenn das Topo zum Traumland am Grünwandkopf recht harmlos gehalten ist, so ist diese Tour alles andere als eine Plaisirtour, sondern eine absolute Abenteuerroute, daran ändern auch die Bohrhaken nichts. Da mag die "Wahnsinnsplatte" noch so wahnsinnig sein, wer den Schwierigkeiten nicht 100% gewachsen ist, wird hier nur wenig Genuß verspüren - zumindest hielt sich der Genuß bei mir trotz des tollen Felses in Grenzen, während ich mir den Weg durch das Meer von Löchern, Rissen und Dellen suchte. Runterfallen kann hier bestimmt sehr, sehr weh tun. Um die Route als Toptour - wie in "Best of Extrem" eingestuft - empfinden zu können, sollte man körperbetontes Klettern schätzen: die sechste und siebte Seillänge verlangen den Einsatz von Ellbogen, Rücken, Oberschenkeln,... kurzum allem, was der im Verschneidungsklettern nicht so bewanderte Kletterer an Körperteilen so zur Verfügung hat, um es in Risse mit Überbreite zu stecken. Speziell in Erinnerung ist Monty Litigio und Steve Littlebush die Passage vom dritten zum vierten Haken in der siebten Seillänge: wer sich mit Stemmen und Stützen und den sehr klassischen Klettertechniken nicht wirklich leicht tut, ist gut beraten, sich einen der ganz, ganz großen Camelots mitzunehmen, um diese vier Meter abzusichern. Mit dem Rücken zur Wand hier rauszufallen ist echt gefährlich. Und auch wenn "zusätzliche Sicherungen nicht immer leicht anzubringen" sind, so bedeutet das nicht, dass man auf die Mitnahme von mobilen Sicherungsmittel verzichten soll; eventuell könnte auch ein Skyhook beim Anklettern des einen oder anderen Hakens in der dritten Länge die Nerven beruhigen.
Nichtsdestotrotz sei den Erstbegehern dieser Route an dieser Stelle große Anerkennung für ihre erschließerische Leistung gezollt.