Efes, Fladenbrot und steile Kletterei

Jimmy ziagt o! Der Regen trommelt auf das Dach des Camp-Hauses, als Claus an der letzten Leiste vor dem Ende des Boulders, das von einem massiven Holztram gebildet wird, hängt. Die Finger biegen sich ächzend auf dem Stück Holz, das Jimmy nebst anderen wenige Stunden zuvor mit dem Einverständnis der Hausleute Jost und Siri an einen der Längsbalken im Essraum angespaxt hat. Vom Tisch nahe dem kleinen Holzofen läßt sich das "Plopp" einer soeben geöffneten Flasche Efes Bier vernehmen. Claus' Kraft reicht nicht und er geht zu Boden, schon hat der nächste Aspirant die Schuhe ausgezogen, um den Minileisten mit dem kleinst möglichen Gewicht zu begegnen. Man hört den hellen Ton zweier Flaschen, die beim Zuprosten aneinanderstoßen...
Das Leistenhangel-Problem im Klettercamp zu Füßen der roten Felsen bei Geyikbayri sollte keiner von uns mehr lösen.
Jemand bemerkt, dass der Regen eine Pause eingelegt hat. Darauf hin stürzt ein Großteil unserer Gruppe in's Freie Richtung slackline. Die Angst, beim Abgang vom kniehoch gespannten Band kastriert zu werden, haben wir inzwischen abgelegt; und auch das Aufsteigen fällt uns nicht mehr schwer. Aber alle Bemühungen, auf dem hin und herschwingenden Schlauchband vorwärts zu kommen, enden meistens schon nach 2-3 Schritten. Zunächst. Denn Jimmy hat tags zuvor bei Starkregen und Dunkelheit noch mit der slackline gerungen und zu unser aller Überraschung schafft er es heute, auf dem Band zu gehen und auch kehrt zu machen. Dadurch angespornt versuchen wir es ihm gleich zu tun. Nur manchmal werden wir vom "Plopp" einer soeben geöffneten Flasche Efes-Bier und dem hellen Klang aufeinanderstoßenden Glases beim Zuprosten vom Tisch nahe dem kleinen Holzofen aus der Konzentration gerissen. Hannes gibt alles
Gerhard on the edge Was macht man am Rasttag in der Türkei? Genau, man geht in's Hamam. Am Eingang werden wir nach unseren Wünschen gefragt:"You want peeling?" - "Yes!". "You want soap-massage?" - "Of course!". "You want oil-massage?" - "Kloa! We want the whole program!"
10 nackte Männer springen im Dampfbad herum und schreien. Die einen legen sich auf den heißen Steintisch in der Mitte, ein paar verziehen sich augenblicklich in die türkische Sauna. Als nach geraumer Zeit endlich zwei türkische Bademeister auftauchen, sind wir bereits gar. Hatten wir uns anfangs noch mit warmem Wasser übergossen, so schütten wir jetzt nur noch Kaltwasser über Kopf, Arme und Beine.
Einen nach dem anderen nehmen sich die beiden Türken vor: wie Kleinkinder werden wir abgerubbelt, bis wir von dunklen Hautwuzeln übersät sind. Wir sind informiert, dass dies normal sei, und deshalb schämen wir uns auch nicht für den Schmutz. Und um so viel dreckiger wird man von 4 Tagen ohne Waschen ja auch wieder nicht.
Soap-massage. Wieder liegen wir wie die Babies vor den Türken und werden mit Seife eingeschäumt und dabei kräftig verbogen. Der Wellness-Faktor sinkt dadurch ganz entschieden! Gerade noch rechtzeitig bevor wir kollabieren werden wir aus dem Dampfbereich entlassen und in den Vorraum zur oil-massage geschickt. Während wir in Handtücher eingewickelt warten, verkürzt ein gutes Glas Tee unsere Wartezeit.
Zur oil-massage bleibt nur zu sagen, dass sie je nach Person und Masseur unterschiedlich schmerzhaft ausfällt. Jedenfalls sind wir uns nach dem beinahe zweistündigen Aufenthalt im Hamam einig, dass wir eine Stärkung dringend nötig haben und begeben uns schnurstracks in's Lokal von Öz Güneyleila. "Plopp" und "Prost!" sind dann quasi eins.
Claus plagt sich mit den scharfen Griffen
Ich bin nur mehr ein Schatten meiner selbst. Die Morgen in Geyikbayiri sind so kühl, dass wir uns nicht ohne Daunenjacke vom kleinen Ofen im Guesthouse entfernen. Kaum sind wir aber an den Felsen angelangt, gehen wir auch schon auf "oben ohne" über. Dabei ist es nicht zu heiß, auch nicht zu kalt, gerade angenehm. Georg - und mit ihm Sohn Daniel - legen aber trotzdem weder die lange Unterhose, noch den Fleece-Pullover, noch die Haube ab, was doch einiges Staunen hervorruft. Die Frage, ob man trotz Hitzestau im achten Grad klettern kann, beantworten die Kyselas eindeutig mit "Ja". Und so turnen wir bei herrlichsten Bedingungen steile und noch steilere Routen hinauf, über prächtige Versinterungen und makellose Fingerlöcher, Leisten und große Knöpfe im Fels. Bis zu 40 orgiastische Klettermeter legen wir dabei im rötlichen Fels bis zum Umlenker zurück.
Jimmy und ich stehen mit brennenden Fingern im Lokal des örtlichen Metzgers, dessen abweisende Gestalt uns anblickt und fragt:"Cai?" Jimmy widersteht und sagt:"Efes!" Und so sitzen wir dann schließlich alle gemeinsam an einem der Tische vorm Lokal, trinken Bier und beobachten, wie der Metzger liebevoll ein paar winzige Lämmer mit einem Milchfläschchen aufpäppelt.
Es war eine wundervolle Woche, auch wenn uns Petrus nicht so ganz gewogen war. Die Kletterei in Geyikbayiri ist spitze (wenn auch im doppelten Sinn des Wortes!), das Camp von Siri, Jost und Tobias einfach gemütlich: es gibt dort die coolste Musik, das leckerste Müsli und den besten Bergkräuter-Tee weit und breit! (www.josito.de)
Das türkische Hamam empfehle ich nur Hartgesottenen, die türkische Küche dafür uneingeschränkt. Alles zusammen ist das Klettergebiet Geyikbayiri mehr als nur eine Reise wert!
Thomas in einer 8- (!)

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